


Baudenkmal
Seit 1991 ist das Haus der Familie Pfennigsdorf in die Denkmalliste der Stadt Bonn aufgenommen. Die Begründung der Unteren Denkmalbehörde: „Das Gebäude der Poppelsdorfer Allee 108 ist eines der ganz wenigen Häuser aus dieser Zeit, das sich ohne nennenswerte Veränderungen insbesondere des äußeren Erscheinungsbildes bis heute erhalten hat. Es ist folglich als Ganzes ein soziokulturelles Dokument der zeitgenössischen Lebensverhältnisse.“
Geschichte
Der Standort
Das Haus befindet sich, vom Bonner Zentrum aus gesehen, auf der rechten Seite der Poppelsdorfer Allee. In Höhe der Hausnummer 108 knickt der gerade Verlauf der Allee ab und erweitert sich zur halbkreisförmigen Anlage vor dem ehemals kurfürstlichen Poppelsdorfer Schloss.

Die Bauzeit
Die Bauakte für die Hausnummer 108 ist erst ab 1905 im Bauordnungsamt erhalten. Der Name des Architekten ist nicht bekannt. Man geht aber heute dank eines Zeitungsfundes bei einer Renovierung des Hauses davon aus, dass das Haus kurz nach 1858 als eines der ersten Gebäude an der Allee errichtet wurde. Der Bauboom in der Nachbarschaft setzte erst in den 1880er Jahren ein.
Die Bonner Südstadt
Mit der Stadterweiterung an der Poppelsdorfer Allee war im 19. Jahrhundert zusammen mit der heutigen Südstadt ein Quartier für das gehobene Bürgertum entstanden – erst in klassizistischer und dann in Jugendstilarchitektur. Es hat die beiden Weltkriege fast unbeschadet überlebt. Erst nach 1945 wurden Baulücken mit zeitgenössischer Architektur gefüllt und historische Fassaden durch Entfernung „altmodischer“ Dekoration „purifiziert“.


Die Hausbesitzer
Bauherr des Hauses soll Mitte des 19. Jahrhunderts ein Rittmeister der preußischen Königshusaren namens Paul Mühlenberg gewesen sein. Danach sind als Hauseigentümer ein Rentner-Geschwisterpaar Giebert und ein emeritierter Pastor Friedrich Wilhelm Wortmann belegt. Nach diversen Vermietungen kam die Immobilie 1917 in den Besitz der Familie Pfennigsdorf.


Der kulturelle Wert des Hauses
„An der Erhaltung und Nutzung des in spätklassizistischen Formen erbauten Gebäudes besteht aus wissenschaftlichen (siedlungs-, stadt- und architekturgeschichtlichen) Gründen ein öffentliches Interesse“, erklärte 1991 die Untere Denkmalbehörde. Neben dem äußeren Erscheinungsbild legten auch die innere Raumaufteilung und Ausstattung Zeugnis über die damalige Wohnkultur ab. Das Haus wurde 1994 beim Fassadenwettbewerb von Stadt und Sparkasse Bonn prämiert.
Die Veränderungen am Haus
Das Haus befindet sich zum großen Teil noch im Zustand der Errichtung. So vermittelt es noch heute ein fast unangetastetes Bild bürgerlicher Kultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Verändert wurde wenig: 1908 kam am Garten ein Jugendstil-Anbau hinzu. 1925 wurde die Remise für Pferdekutschen abgerissen. 1937 ergänzte man das Haus mit Badezimmern und Küchen. 1965 wurden die Innenräume heller gestaltet. Ab 1994 führte die Stiftung Sanierungsarbeiten durch.


Führung durch das Haus
Erinnerungen an das Leben im Haus
Manfred Lohmann (1939-2017), Neffe des Stifters Dr. Udo Pfennigsdorf und von 2009 bis 2017 Geschäftsführer der Stiftung, hat über die Jahre gerne mit Herzblut durch das Haus seiner Familie geführt. Dabei gelang es ihm, in jedem der Räume ein authentisches Bild des früheren Lebens an der Poppelsdorfer Allee zu zeichnen. Überliefert sind seine Erinnerungen zweifach: in einem von ihm selbst lebendig geschriebenen Text (siehe Archiv) und in Form eines Audio-Rundgangs mit Thomas Dogen (siehe Archiv).